Als die Kinder und Enkelkinder fragten was Oma sich denn wohl zum 80. Geburtstag wünschen würde, kam es fast wie aus der Pistole geschossen. Einen großen Flachbild-Fernseher wünschte sie sich, denn die Augen wurden immer schlechter und weil ihre Beine auch allzu oft nicht wollten, wie sie eigentlich sollten, verbrachte Oma die meiste Zeit vor dem Fernseher. Die Kinder nannten sie schon immer lachend die wandelnde Fernsehzeitung, denn Oma konnte jedem das Fernsehprogramm auswendig herunter rattern. So schaute sie sich Tag täglich die verschiedensten Dokumentationen, Nachrichten, Kriminalfilme, aber auch Daily-Soaps an, stundenlang kann sie sich damit beschäftigen. Früher hat sie auch gerne mal ein gutes Buch gelesen oder sich mit Freunden im Café getroffen, heute ist ihr das alles viel zu anstrengend. Da sitzt sie lieber vor ihrem Fernseher, einen leckeren Tee und ein paar Ingwer-Kekse neben sich und lässt sich berieseln. Seit zwei Jahren etwa hat sie jetzt auch einen neuen Kabelanbieter, der wesentlich billiger ist als der Alte. Ihr Sohn hatte ihr damals dazu geraten und so gab sie jetzt noch weniger Geld aus für ihr leidenschaftliches Hobby. Oft fragt sich die Oma was sie wohl machen würde, wenn niemand das Kabelfernsehen erfunden hätte. Denn viele Möglichkeiten blieben ihr ja dann nicht, zum Stricken, Häkeln oder Sticken waren ihre Augen mittlerweile viel zu schlecht, auch das Lesen bereitete ihr mittlerweile Kopfschmerzen. Wahrscheinlich würde sie dann wie ihre Nachbarin Tag täglich am offenen Küchenfenster hocken und die Nachbarn bespitzeln. Na ja, Gott sei Dank hat aber ein kluger Kopf den Fernsehapparat entwickelt und sie musste nicht wie ihre neugierige Nachbarin enden. Und jetzt mit dem neuen großen Gerät machte es sogar noch mehr Spaß stundenlang vor der Glotze zu hocken. Die Oma war sich sicher, auf diese Weise würde sie bestimmt auch noch 100 werden.
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