Wenn man zufällig ausgewählte Menschen fragt, ob sie eine große deutsche Insel nennen können, so werden wohl viele die Insel Sylt nennen, sicher auch manch einer die Inseln Helgoland oder Rügen. Viel weniger Personen werden dagegen von Usedom sprechen, dabei ist auch das eine große Insel, ganz nahe bei Rügen gelegen – also in der Ostsee –, und ein durchaus beliebtes Ferienziel. Und das schon seit mehr als hundertfünfzig Jahren. Woran liegt es also, dass diese Insel vergleichsweise wenig bekannt ist? Nun, gegenüber Sylt hat sie natürlich den Nachteil, dass sie jahrzehntelang zur DDR gehörte und damit für die Mehrheit der Deutschen schlichtweg Ausland war.
Diesen Nachteil teilt sie allerdings mit Rügen. Sicher spielt es auch eine Rolle, dass Sylt als Insel der Reichen und Schönen gilt. (Wobei das ja bekanntlich eher eine Redewendung ist, da die Reichen so schön häufig gar nicht sind.) Usedom hingegen ist seit langem als „Badewanne Berlins“ bekannt, denn die Metropolregion liegt nicht gar so weit entfernt. Ihren Status als Ort für den Sommeraufenthalt wohlhabender Deutscher hat sich Usedom trotz der vielen alten Villen im Gegensatz zu Sylt nicht erhalten können, heute ist es eher die Mittelschicht, die auf Usedom Ferienwohnungen mietet. Mit Helgoland ist es ein wenig wie mit Sylt – es war eben für die Westdeutschen Inland, auch wenn es im Gegensatz zu Sylt, Rügen oder Usedom früher einmal eine ganze Weile zu England gehörte. Rügen hingegen ist natürlich durch die Gemälde Caspar David Friedrichs und die steil abfallenden Kreidefelsen berühmt. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass Usedom im Gegensatz zu den anderen genannten Inseln nicht völlig zu Deutschland gehört; vielmehr geht die Grenze zu Polen über die Insel, der Ort Swinemünde gehört zu unserem Nachbarland. Was auch immer aber die genauen Gründe sein mögen, gerecht wird man Usedom nicht, wenn man es mit den anderen Inseln nicht in einem Atemzug nennt.
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